Bedarf es Fliegen für die misstrauischsten Forellen oder Äschen, ist man mit Mustern aus CDC am besten bedient. Das wußten schon die Fliegenfischer vor über100 Jahren. Es ist deshalb auch kein Wunder, dass der "Cul de Canard" justament dort entwickelt und zur frühen Perfektion gebunden worden ist, wo starker Befischungsdruck, ja sogar Überfischung schon früh ein Thema war: Im sagenumwobenen Jura, ein wildes, im Vergleich zu den Alpen junges Mittelgebirgsplateau im FrancoSuisse mit seinen unzähligen schnappsklaren Flüssen und Bächen. An den Ufern des Doubs, der Loue, des Ain, der Orbe oder Dessoubre herrschte schon damals ein reges Treiben. Das Fischrecht war im Unterschied zum angelsächsischen Feudalrecht nicht weitgehend in adliger Hand sondern ein Menschenrecht. Ein Jeder hatte Zugang zum Wasser wenn er/sie nur im Besitz eines kantonalen Fischerpatents war.
Die Fischerei diente weit weniger dem Zeitvertreib der Bourgeoise, sondern der Ernährung der einfachen Landbevölkerung und dem einträglichen Handel mit den edlen, oft kiloschweren Salmoniden aus den Fließgewässern im Haus- zu Haus Verkauf.
Denn trotz der ständigen Entnahmen blieben die Gewässer voll mit den fettesten Forellen. Reichlich Niederschläge, kühle, feuchte Sommer und insbesondere eine ständige latente Überdüngung mit weitgehend unbedenklichen organischen Substanzen sorgten für allerbeste äußere Bedingungen.
Für den Fliegenfischer bedeutete dies: Flüsse randvoll mit Fisch, aber auch nur einen davon zu überlisten, dass war eine sehr spezielle Angelegenheit. Denn die Gewässer waren bis oben hin voll mit fetten Insekten und es wimmelte von Elritzen und die Fische waren nicht nur scheu sondern auch ständig satt. Dieser rückblickend zutreffend als paradiesisch zu beschreibender Zustand hielt unter einer langsamen unmerklichen Abwärtsspirale bis in die späteren Neunziger des vorherigen Jahrhunderts an. Dann kippten die jurassischen Flüsse, es ereigneten sich bis in die heutige Zeit anhaltende dramatische Fischsterben in Folge von unverantwortlichem Wassermissbrauch der multinationalen Wasserkraftkonzerne, fehlender oder veralteter Kläranlagen, Überdüngung durch intensivierte Landwirtschaft und Einbringen toxischer Substanzen und Hormonen. Doch dies soll hier nicht das Thema sein.
Der hohe Befischungsdruck und die stets mißtrauische mittelmeergehende Zebraforelle bedingten die stetige Weiterentwicklung der Fliegenbinderei entlang der jurassischen Fließgewässer. "La montage des mouches" war ein anerkanntes Handwerk, und bereits in den "goldenen" Zwanzigern gab es die ersten kleinen Gewerbebetriebe zur Versorgung der Fliegenfischer mit Gebrauchsfliegen.
Gängige Muster angelsächsischer Herkunft, zumeist aus Fellhaarflusen und groben Hecheln aus Rebhuhn und/oder einfachen Landhähnen mögen lange Zeit ihren Zweck erfüllt haben, wurden aber mehr und mehr unwirksam. Händeringend wurde nach anderen Materialien gesucht. Die Zeit war reif für Neues und es begann der bis heute anhaltende Siegeszug der CDC-Fliegen.
Die ersten Muster waren eher einfache Fliegen, zumindest wenn man sie mit den fast perfekten Kreationen eines Marc Petitjean in der Jetztzeit vergleichen will. Aber von ihrer ursprünlichen Anmut haben sie bis heute nichts eingebüßt und werden sicher auch immer noch mit Erfolg gefischt.
Als Körpermaterial diente entweder besonders gefärbtes Raffia oder gröbere Bindeseide in den verschiedensten Farben. Als Hecheln kamen ausschließlich ungefärbte Naturfedern zum Einsatz.
Ungefärbte CDC-Federn verfügen über eine bessere Schwimmfähigkeit und die Fibern bleiben vergleichsweise gerade. Für die "Moustique du Jura" wurden nur die allerbesten Federn mit dichten und geraden Fibern verwendet.
Die Feder wird idealerweise mit dem Tip (Spitze) voran eingebunden und einige mal Windung vor Windung bis zum Öhr geführt und schließlich mit dem Bindefaden abgefangen und fixiert. Man kann, muss aber nicht, die Fibern nach jeder Windung vorsichtig nach hinten streifen, ähnlich wie beim "Doppeln" von Nassfliegenhecheln.
Es entsteht eine lebhafte Fliege mit ausgezeichneten Schwimmeigenschaften. Die nach unten weisenden Fiebern verleihen dem Muster die Illusion von Bewegung und wirkt dadurch sehr echt.
Sie wurde aber auch, je nach Geschmack beschnitten. Dabei werden die Fibern mit einer Hand nach vorne über das Öhr gezogen und mit einem Scherenschlag abgesetzt.
Im Laufe der Zeit entwickelten sich diverse Varianten. Wenn man beim Winden der Hechel die Fibern stets nach hinten und (!) oben streicht, reicht am Ende ein oder zwei Schläge um sie sicher in dieser Position zu halten. Diese Muster sind auch für allerfeinste Fischerei geeignet. Hier ein Exemplar mit Gütermann-Seide.
Fortsetzung folgt