Die Not hat ein Ende (17.3.2017)

Es ist ja nicht gerade so, dass wir sonst nix zu tun hätten. Meistens ist das Wetter Anfang März ohnehin nasskalt und die einsetzende Schneeschmelze läßt den Fluss gefährlich anschwellen, kurz an eine vernünftige Fliegenfischerei ist nicht zu denken. Deshalb gibt es Jahre, in denen ich vor Mai nicht ans Wasser gehe. Doch dieses Jahr hat alles gepasst und nicht nur das Wetter war wirklich gut zu mir. Pünktlich zu meinem freien Nachmittag war das vorangegangene Hochwasser abgelaufen und die Sonne lachte bei schon richtig warmen Temperaturen. Da um diese Zeit immer der erste Besatz durchgeführt wird, war klar, dass im Gegensatz zum Herbst, reger Betrieb herrschen würde. Und so war es auch und allenthalben standen die Spinnfischer an den Rauschen und Pools und versuchten Ihr Glück.

Doch ich war nicht aus auf frisch eingebrachte, leicht zu fangende Besatzforellen, mein Besuch galt der Märzbraunen. Jenem "Fantom der Argen", das um diese Zeit an bestimmten Stellen, vornehmlich an Einläufen von baumbestandenen Pools schlüpft und sich wild flatternd in die höhere Ufervegetation verzupft. In früheren Jahren, wenn alles zusammenpasste, konnte man etwa um die Mittagszeit,  beobachten, wie sich die Bachforellen die Bäuche mit einem Massenschlupf vollschlugen. Dabei konnte es regnen oder schneien, ganz egal, die Märzbraune schlüpft, wenn ihre Zeit gekommen ist.

Doch das ist schon länger her. Nicht nur dass der Fischbestand erheblich dünner geworden ist, auch die Schlüpfe werden nach meinem Gefühl von Jahr zu Jahr magerer und wenn kein Wunder geschieht, werden wir es noch erleben, dass diese einzigartig schöne Eintagsfliege auch in der Argen als "verschollen" gilt, wie es die Wissenschaftler nennen, wenn eine Art ausgestorben ist. Eine der Hauptursachen des immer schneller fortschreitenden Insektensterbens ist sicherlich der massive Einsatz von Insektizidenin der Landwirtschaft zu suchen. Schade für uns alle, besonders wenn man bedenkt, dass es in unserer Region auch im Obstanbau mittlerweile etliche Biobetriebe gibt, die heute vergleichsweise wesentlich besser dastehen als die konventionell arbeitende Landwirtschaft, die für ihre Produkte kaum mehr einen vernünftigen Preis erzielen.

Jedenfalls, um zur "Story" zurückzukommen: Ja es ist mir gelungen einige Märzbraune zu sichten, eine konnte ich sogar fotografieren. Aber das hat dann schon sehr lange gedauert und es war höchstens ein Minischlüpfchen. Mag sein, dass es an einem anderen Tag an einer anderen Stelle auch mal wieder einen richtigen Massenschlupf gibt, aber um den zu erleben müßte mir schon der Zufall beistehen. Von den Spinnfischern ist hier keine Hilfe zu erwarten. Keiner derjenigen, mit denen ich mich in ein Gespräch verwickeln ließ ("Oh ha, schon mit der Fliegenrute unterwegs" oder: S`ísch no a weng ´z früh oder: Woisch du wo se eigsetzt händ) hatte schon mal etwas von einer Märzbraunen gehört. Für was auch??

Als ich dann mit dem leider recht unscharfen Märzbraunen-Foto nach Hause fuhr, überkam es mich an der Gießener Brücke doch noch. Warum sollte ich den Besatz immer den Anderen überlassen?? Zu fein dafür hää? Dieses Jahr wird alles anders,sagte ich zu mich und stiefelte ins herrlich türkisfarbene Argenwasser und nymphte gen Apflau. Doch allzuweit kam ich nicht. 2 schöne Bachforellen und eine feiste Regenbogen, weiß der Teufel woher, verbissen sich in meine Nymphe und landeten am nächsten Tag sogleich in der Pfanne. Das war die zweitbeste Saisoneröffnung aller Zeiten. Von der besten erzähl ich ein anderes Mal. Das ist eine wahnsinnige Geschichte.